Der Muskel um den arthrotischen Bereich wird gestärkt, so dass das Gelenk stabilisiert wird. Die Bewegungen erzeugen so weniger Schmerz. Dazu kommt noch eine andere Komponente: Der Schmerz entsteht im Gehirn, weil der Körper eine Warnung abgibt, dass etwas nicht so ist, wie es sein sollte – oder besser: wie es mal war. Der Schmerz entsteht nicht am Gelenk selbst, denn es gibt dort keine Schmerzrezeptoren.
Anhand mehrerer Informationen aus dem Bereich des Gelenks gibt das Nervensystem Zustandsmeldungen an das Gehirn, welches versucht einen Schutz für das Gelenk zu schaffen. Dies geschieht zunächst mit der Meldung eines Schmerzempfindens, so dass wir eine Schonhaltung einnehmen können. Besteht ein „abweichender“ Zustand länger, macht das Gehirn einfach weiter, ohne sich zu fragen, ob es noch sinnvoll ist. So kann Schmerz chronifizieren. Er hat nichts mehr mit dem Zustand im Gelenk zu tun sondern ist ein ständiger Fehlalarm aus dem Gehirn (in den Gelenken ist es so, dass in den seltensten Fällen nach Abbau des Knorpels der Knochen auch noch durch die Bewegungen abgetragen wird – wir haben ja oben bereits gelesen, dass sich Knochen bei Belastung wieder aufbaut).
Der Weg hieraus ist, das Gehirn wieder an die Bewegungen zu gewöhnen, die schmerzen, indem man sie regelmäßig durchführt. Allerdings langsam und sanft und nur bis zum Punkt, an dem es beginnt zu schmerzen. Die Schwelle wann es schmerzt wird sich schnell verschieben, da das Gehirn wahrnimmt, dass eine Bewegung mit nur geringem Schmerz einhergeht und es mehr Bewegungsumfang erlauben kann (etwas vereinfacht dargestellt, der Fachbegriff ist „smudging“).
Zudem bringt allgemeine Bewegung, unabhängig von der Schmerzregion, einiges in Bewegung. Es werden immunologische Prozesse in Gang gebracht, epigenetische Prozesse und Myokine, die unterschiedliche Aufgaben im Körper verrichten. Hierbei geht es um systemische Entzündungen, die den Körper in erhöhte Alarmbereitschaft setzen und die durch regelmäßiges Training/Bewegung/Sport eingedämmt werden. Auch das Nervensystem wird hierdurch beruhigt.
So ist die Bewegung zwar etwas aufwändiger und sollte auch von einem Therapeuten begleitet werden, um die Adhärenz aufrecht zu erhalten und die richtigen Bewegungen (richtig) auszuführen, dennoch bietet es eine nebenwirkungslose und kostengünstigere Alternative zur OP. Tatsächlich sind auch die Erfolgschancen mindestens gleichhoch.